Wiederbelebung eines alten Stahlschiffs

Monat: Oktober 2023

Raus mit dem Kahn

Wie bereits im letzten Beitrag erwähnt ging das aus dem Wasser holen sehr zeitnah nach meiner Ankunft. Das Schiff kam also auf die Helling. Eine Helling ist eine Wagenkonstruktion bei der eine Reihe Wagen schräg ins Wasser gelassen werden. Danach fährt man mit dem Schiff über die Wagen, befestigt das Schiff gegen umkippen und zieht die Wagen aus dem Wasser den Hang hinauf.

So werden auch sehr große Schiffe aus dem Wasser gehoben.

Ich hatte noch glück mit dem Wetter und die Arbeiten konnten bei strahlendem Sonnenschein erfolgen.

Als das Schiff aus dem Wasser kam, konnte ich mir erstmals ein eigenes Bild vom Unterwasserschiff machen. Zuvor hatte ich nur Feedback und Meinung von Fachleuten gehört.

DeFacto kam eine weitere Aufgabe auf mich zu. Abstrahlen von Muscheln. Diese beginnen bereits nach wenigen Stunden mit intensivem Geruch daran zu erinnern, dass Sie nicht am Schiff bleiben wollen.

In einer mehrstündigen Dampfstrahleraktion, nach der ich roch als ob ich eine Woche aufm Fischmarkt gearbeitet hatte, war das meiste weg und ich hatte auch den Unterwasserbereich recht gut kennengelernt. Man strahlt ja wirklich immer nur kleine Stellen und muss so jede Stelle einmal abarbeiten.

Wenige Tage später, kurz vor meinem Urlaub, wurde das Schiff dann schließlich in die Halle umgekrant. Das war ein ziemliches Spektakel, das Schiff wog beim Auskranen noch knapp 37 Tonnen, wesentlich mehr als vorab geschätzt.

Mit Hilfe eines 160 Tonnenkrans wurde das aber dann doch erledigt und das Schiff auf die Pallung gestellt. Die Pallung besteht aus Holzklötzen die an festen Punkten aussen am Schiff unterbaut werden. Sie kommen erst dann weg wenn das Schiff lackiert wird oder wieder ins Wasser geht.

Wichtig war mir hierbei ein gerader Stand. Ansonsten wird es später doch sehr Mühsam die neuen Aufbauten auszurichten.

Jetzt konnte ich beruhigt und entspannt in den Urlaub gehen.

Angekommen

 Es ist nun schon wieder ein paar Tage her seit ich in Duisburg angekommen bin. Ich war doch ziemlich froh endlich die letzte Schleuse in Meiderich zu sehen. Nachdem in Wolfsburg mal wieder mein Motor nicht anspringen wollte, und ich auch nach Stunden keinen Weg gefunden habe dass er läuft, habe ich mir von Robin Poppschötz (https://bootsmotorenhandel-poppschoetz.de/) nochmals einen Motor geliehen. Ich muss das hier so ausdrücklich erwähnen weil der Service, der Umgang und auch die Hilfe von Robin wirklich super waren. 

Nachdem ich diesen Motor angebaut hatte ging es ziemlich gut voran. Ich bin täglich ca 70km gefahren und hatte wirklich Glück mit dem Wetter. Bis auf den Nachmittag von Rühen vor, bis zur Schleuse Sülfeld hinter Wolfsburg, war es sonnig und angenehm. Den Regenteil kommentiere ich lieber nicht. Es ist doch sehr unangenehm dann im Freien auf einem Boot zu stehen. 

Der restliche Mittellandkanal lief problemlos. Ich hatte immer wieder Hilfe durch Freunde und Bekannte die mich ein Stück zurück zum Auto gefahren haben, bei denen ich Unterkunft und leckeres Essen erhalten habe. Eine ganz besondere dankbare Erinnerung geht hier an Karin und Andreas an der Marina Bortfeld. 

In Hannover wurde ich das nächste mal kontrolliert. Mein „Wrack“ verursacht Fragezeichen bei den Kollegen der Wasserschutzpolizei. Aber wie immer waren alle super freundlich und unkompliziert. Ich war wirklich froh die Sondergenehmigung über den gesamten Streckenbereich zu haben.

Nach Hannover kommt nochmals ziemlich viel „Gegend“. Weit und breit keine größere Stadt. Minden und danach auch schon Ibbenbüren. Um Ibbenbüren muss ich einmal rum fahren und biege dann ab in den Dortmund-Ems-Kanal. 

Inzwischen hatte ich Verstärkung an Bord. Es war super angenehm mal Zeit mit meinem Senior zu haben, reden zu können und auch die Möglichkeit mal ein paar Minuten das Steuer abgeben zu können. 

Kurz nach Ibbenbüren gabs einmal noch größere Probleme eine Unterkunft zu finden. Reiteuropameisterschaften sei Dank, war ziemlich alles ausgebucht. Da ich immer nicht wusste wo ich am Abend genau liegen werde, habe ich nie früh gebucht, entsprechend wars hier spannend. Aber wir haben es geschafft. 

Über Nacht lagen wir in Riesenbeck und am kommenden Morgen ging es früh weiter. Kurz nach dem ablegen sind wir das erste mal in eine Nebelbank geraten. Im Kanal kann man nicht einfach an der Böschung festmachen und wir hatten weder Beleuchtung noch Funkgerät. Das war schon ein ziemlich spannender Moment. Wir sind dann ganz langsam weiter und kurze Zeit später war der Nebel auch von der Sonne vertrieben worden und wir konnten ganz normal weiterfahren. 

Nun ging es bis Datteln. In Datteln treffen sich einige Kanäle und Datteln ist damit eine der wichtigen Städte im Wassertransportwesen, von hier aus sind es auch nur noch 50km. Wir hatten Glück mit den Schleusen. Bis auf Gelsenkirchen gingen alle ziemlich zügig. 

Ich habe an diesem letzten Tag, vorbei an verschiedenen mir schon bekannten Punkten am Kanal und z.B. dem Gasometer in Oberhausen eine richtige Erleichterung verspürt. Hier war es nicht mehr weit und ich wusste ich werde heute ankommen. 

Um 15 Uhr war ich an der Schleuse Oberhausen, hier wars nochmals richtig spannend. Ich war hinter einem großen Tanker in der Schleuse. Das war schon leicht turbulent. 

Ich musste noch einmal wegen 10l an die Tankstelle laufen um sicher zu sein dass die letzten 5 km auch noch reibungslos laufen. Aber all das ging schon ziemlich angenehm von der Hand. 

Gegen 16 Uhr haben wir das „Ortsschild“ von Duisburg-Meiderich erreicht. Die Einfahrt in die Schleuse Meiderich ging direkt bei Ankunft voran und es machte mir wirklich nichts aus, dass das nach oben gezogene Schleusentor mich bei der Ausfahrt abduschte. 

Ziel erreicht. 

Bereits am kommenden Tag ging es auf die Halling!

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