Nach der Entscheidung die MS Achat in Angriff zu nehmen kommt aktuell auch schon die erste super große Hürde.
Die Motoren im Schiff sind voller Löschwasser und nicht in Berlin instand zu setzen. Es gab drei verschiedene Optionen das Schiff zu bewegen.
1. Über den Landweg
2. Über Binnen aber als Fracht
3. Über Binnen auf eigenem Kiel.
die erste und die zweite Option habe ich aufgrund der eingeholten Angebote verworfen. beide Lösungen wären mit jeweils mehr als 25.000 EUR einfach deutlich zu teuer gewesen.
Die dritte Option erschien mir am plausibelsten, wie sich aber noch zeigen wird, hat auch diese Variante einige Fallstricke und Herausforderungen mit sich gebracht.
Um das Boot reisebereit zu machen, habe ich noch am Berliner Standort (der Rummelsburger See ist ein Muss wenn man im Sommer nach Berlin kommt. Gegenüber ist der Trepowpark, hat mir wirklich gut gefallen) die alte, völlig deformierte Kabine abschneiden lassen. Mein Ziel war es Achtern einen Fahrstand zu bauen und durch das Entfernen der Kajüte den Windwiderstand als auch die Sicht zu verbessern. Dass dadurch ordentlich Regenwasser in das Schiffkommt wurde mir erst später klar und ich war ganz froh nur die Hauptkajüte entfernt zu haben.
Als Motor habe ich mir einen 70PS Mercury 2T Motor besorgt, einen alten der einen Probelauf ohne Last auch wunderbar gemeistert hat. Aber der Teufel steckt hier im Detail wie ich noch lernen musste.
In einem ersten Schritt habe ich den Motor direkt an die alte Badeplattform montiert mithilfe einer recht einfachen Schweisskonstruktion. Das Ergebnis war mäßig. Ich konnte zwar vorwärts fahren, aber Bremsen und Rückwärtsfahren ging eher schlecht. Es war meine erste Aussenborder- Installation. Das hat man gemerkt. Ich habe die Kräfte und auch die Wichtigkeit der Einbauhöhe unterschätzt. Es war klar dass eine neue Halterung, tiefer und stabiler, her musste, da ich aber zwei Probefahrten auf dem Rummelsburger See mit Ab und wieder anlegen geschafft habe, wollte ich mal ein erstes Stückchen fahren.
Dass es so kurz werden würde, habe ich aber nicht gedacht. Nach 4 Kilometern, kaum in den Britzer Verbindungskanal eingefahren, wurde ich auch schon angehalten und eine Weiterfahrt wurde an eine Sondertransportgenehmigung geknüpft. Den freundlichen Kollegen der Wasserschutzpolizei war die Reise zu weit und eine Absicherung sollte her.
Mein Ansprechpartner vom WSA (Wasser und Schifffahrtsamt) in Berlin hat den Fall dann sinnvollerweise an eine übergeordnete Stelle beim GDWS (Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt) weitergeleitet da meine Reise durch mehrere WSA Bereiche führen sollte.
Vorgabe war es, eine Schwimmtauglichkeit sowie eine Manövrierfähigkeit bescheinigen zu lassen.
Ein von der GDWS anerkannter Gutachter hat mir diese Tauglichkeit nach einigen Messungen und einigen Optimierungen bescheinigt.
Zu den Optimierungen gehörte ein stärkerer und auch zuverlässigerer Motor, eine deutlich stabilere Motorhalterung und Optimierungen bei meinen Stabilisatorflossen. Diese habe ich mit einer manuellen Hydraulikpumpe auf waagerecht gestellt um möglichst wenig Wasserwiderstand zu bekommen.
Mein Forcemotor mit 90 PS machte bei der ersten Fahrt einen super Eindruck und hat mich dann auch, nachdem die Genehmigung da war, vorwärts bewegt. Meine Reisegeschwindigkeit liegt bei 5 km/h. Um damit nach Duisburg 600km zu fahren, muss ich also 120 Stunden reiner Fahrzeit auf dem Boot verbringen.
Ich habe im Vorfeld meine Reise versucht zu planen. Ich habe mich erkundigt wo Tankstellen in der Nähe sind, da ich mit Benzin 2T Gemisch fahre, kann ich nicht an einer Hafentankstelle ohne weiteres auf Benzin hoffen. Oftmals gibt es dort nur Diesel. Zu meiner Ausstattung gehört deshalb auch ein klappbarer Bollerwagen sowie eine ganze Reihe Benzinkanister.
Die Reise beginnt an einem tollen Sommertag im Juli und ich fahre zur ersten Schleuse nach Kleinmachnow. Anfangs war ich ganz froh nur 5 km/h zu fahren, aber bereits die 24km bis zur ersten Schleuse waren gegen Ende zäh. ich habe mich aber mit der Achat gut vertraut gemacht und bald schon festgestellt dass ich mehr Benzin benötigen werde als ich mir das wünschen würde.
Nur wenige Tage später wurde in Kleinmachnow nach dem Löwen gesucht. Ich versichere damit nichts zu tun zu haben!